Wie weit lassen sich Menschen mit diversesten Mitteln meist psychotherapeutischer Art konditionieren? Und was sind die gesellschaftlichen Folgen davon? Diese Fragen inklusive der damit verbundenen ethischen Abwägungen, wurden bereits häufig in der Literatur und auch im Kino aufgeworfen. Am bekanntesten dürfte wohl der Roman „Schöne neue Welt“! (Brave new World) von Aldous Huxley sein. Ein dystopisches Meisterwerk, dass jeder an Gesellschaftskritik und Politik interesierte mensch gelesen haben sollte. Genau an diese Konditionierung scheint der Film „Paradise Hills“ anzuknüpfen. Allerdings ist es keineswegs die ganze Menschheit, die in diesem Film in den Genuss einer derartigen Behandlung kommt, sondern auf einer Insel namens Paradise werden in einem Therapiezentrum für emotionale Heilung privilegierten jungen Frauen aus der Oberschicht „vorbereitet“. Natürlich sind nicht alle Patientinnen damit einverstanden und so könnte sich jetzt eigentlich eine spannende Geschichte mit Flucht und Liebe entfalten.
Es bleibt aber beim „könnte“. Und, das liegt an der Story. Ein wichtiges Element von Filmen sind bekanntlich überraschende Wendungen. Bei „Paradise Hills“ sind die Wendungen aber eher abstrus. Nun hat freilich auch das Absurde durchaus seinen Reiz. In diesem Film wird dadurch der zunächst so logisch scheinende Aufbau geradezu regelrecht zertrümmert.

 


Eigentlich eine Stärke des Filmes wären die verschiedenen Anspielungen, wie beispielsweise eben auf „Brave New World“ sowie das Spielen mit Symptomen. Dass Rosen Dornen haben, wissen wir aber spätestens seit Goethe und Schiller. Und natürlich ist das eine Wahrheit, die auch heute noch gültig ist. Aber man muss diese Erkenntnis nicht derartig mit dem Vorschlaghammer einarbeiten, dass es zur Plattitüde wird. Ähnliches gilt für das Spannungsfeld zwischen einer Ober- und Unterschicht inklusive Aufstiegsbestrebungen und Abstiegsängste. Da wäre viel Potenzial gewesen, dass aber einfach brach liegen gelassen wurde.
Die etwas wirre Geschichte verlangt nach starken Frauenrollen, schließlich sind es ja lediglich junge Damen die in den Therapiezentrum nach den gesellschaftlichen Normen hingebogen werden sollen, und die sich dem widerspenstig entgegenstellen und dafür in Korsetts gezwängt werden. Allerdings wirken die Hauptdarstellerinne eher wie ein paar verwöhnte Zicken, die über diese Insel laufen. Das mag ja anfangs sinnvoll sein, da so der Raum für eine Weiterentwicklung eröffnet wird.

Ihr Charakter könnte wachsen und an Stärke gewinnen. Das passiert freilich aber nicht. Es bleibt bei der Ansammlung aus Zicken, Hascherln und Wohlstandsrebellinnen. Dafür hätte es dann aber eher echten Charakterschauspielerinnen bedurft. Emma Roberts, Danielle Macdonald, Awkwafina, Eiza González und Milla Jovovich, haben sich ja bisher vor allem bei Netflix ihre Meriten verdient. Trotzdem ist ihnen dies nur bedingt anzulasten. Aus manchen Szenen hätte Frau zwar mehr rausholen, das Paradies aber letztlich auch nicht retten können. Damit kann der Film trotz wohl entsprechender Ambitionen nicht mal auf der Gender-Skala punkten.

Das, was an dem Film wirklich erstklassig gelungen ist, sind die Kostüme. So tragen die Damen und Herren aus der Oberschicht Kleidungen die eine wilde Mischung aus Märchen, mittelalter und modernster Haute Couture sind, äußerst stylisch und erotisch ansprechend. Ähnliches gilt für die übrige Ausstattung. Gebäude, die ebenso märchenhaft wie modern sind mit einer Innenausstattung, als wäre das elisabethanische Zeitalter in der Moderne angekommen. Ein faszinierendes Gemälde, wäre es bloß nicht zu einem Film geworden.